Einmal Schweden und zurück – für Naturliebhaber, Campingfans und Individualisten
Camping mit Hund in Süd- und Mittelschweden – Reisezeit Juli und August
Schweden. Wir kennen Ikea, Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga. Aber wie ist es wirklich in Schweden, ist es wirklich das Land der Seen und der entspannten Menschen die in ihren perfekt eingerichteten roten Holzhäusern leben und das Leben genießen? Wir wollten dies auf eigene Faust bei einem Roadtrip durch Süd- und Mittelschweden herausfinden. Von Süddeutschland bis an einen Ort von wo aus eine Fähre fährt ist es ein Stück. So entschließen wir uns zu einem Zwischenstopp an der Mecklenburger Seenplatte und auf der Insel Rügen. Kann man machen – muss man aber nicht. Wir haben genau die Ferienzeit erwischt und entsprechend überfüllt ist alles.
Wir steigen in Sassnitz auf die Fähre nach Trelleborg ohne vorher ein Ticket online bestellt zu haben, wenn man vorher bucht ist es natürlich wesentlich günstiger. Platz für uns ist auf jeden Fall und die ca. 4,5 Stunden genießen wir an Deck in der Sonne. Die erste Nacht auf schwedischen Boden verbringen wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Trelleborg (Nybostrand). Direkt am Meer gelegen und mit super freundlichem, lockeren Personal. Es gibt genügend Plätze für Camper, Zelte und Stugas (kleine Hütten mit/ohne Bad/WC). Weiter geht es am nächsten Morgen Richtung Malmö und dann weiter nördlich. Erstmal fahren wir auf der E22, doch schnell wollen wir auf die Landstraßen um mehr Landschaft und Natur zu sehen.
Außerdem sind wir ganz wild aufs freie Stehen an einem See und fahren einfach ins Blaue hinein – per Navi an den nächstgelegenen See. Je kleiner die Straßen bzw. Schotter- und Feldwege umso größer die Chance ein abgelegenes, geeignetes Plätzchen zu finden – unsere Erfahrung. Wenn irgendwo ein Privatschild oder die „Durchfahrt verboten“ ist, müssen wir halt wieder umdrehen. Aber wir haben auch oft Glück, finden ein lauschiges Plätzchen und verlassen den Platz am nächsten Tag so als wären wir nicht da gewesen. Das vieldiskutierte Jedermansrecht gilt eigentlich nicht für Campingfreunde mit Fahrzeug, aber wir bewegen uns so abseits von Hauptstraßen, touristischen Attraktionen und menschlichen Häusern, dass wir niemanden stören. Und finden wahrhaft wunderschöne Orte.
Die Schweden angeln gerne, das bietet sich bei den tausenden Seen auch an und so finden sich oft Anlegestellen und Stege ins Wasser. Das ist ideal und hilfreich beim Baden, man muss nicht erst durch niedriges Wasser, steinigen oder schlammigen Untergrund um zu schwimmen. Mit dieser Freiheit, immer und überall im glasklaren Wasser baden zu können, tun wir uns die ersten Tage etwas schwer, auch mit der dünnen Besiedlung im Vergleich zu Deutschland. Wir treffen nur selten auf andere Menschen, wenn wir an einen See fahren und dort stehen bleiben. Liegt der See an einer Straße oder direkt in der Nähe einer Ortschaft finden sich meistens auch öffentliche Badestrände mit unterschiedlicher Infrastruktur von Picknickbänken und -tischen bis hin zu modernen Badehäuschen und Wasserrutschen für die Kinder.
An einem besonders schön gelegenen Campingplatz bleiben wir ein paar Tage und leihen uns ein Kanu, um mit Hund den See vom Wasser aus zu genießen. Wir paddeln vorbei an riesigen Seerosenfeldern, Schilfbüschen und Steinformationen. Ein anderer Campingplatz, der auch für Urlauber mit Booten geeignet ist befindet sich an der Südspitze der Halbinsel Ekenäs im Vänernsee.
Ein idealer Ort um den Vänernsee und die dortigen Wälder, Heidelbeeren, Rehe, Elche und zahlreiche Vögel zu beobachten und Wandertouren auf kleinen Pfaden zu unternehmen. Durch Heidelbeerfelder, Schilfbüsche, Riesenfelsen und kleinen Steinansammlungen vorbei kann man um die Südspitze der Landzunge herum wandern um zum Schluss an einen idyllisch gelegenen Badeplatz zu gelangen, der auch für kleine Kinder geeignet ist, da das Wasser im vorderen Bereich sehr flach ist. Das Campingplatzpersonal gibt gerne Auskunft welche Touren es gibt und wie man zum Badeplatz kommt.
Aber nicht nur Campingplätze möchten wir empfehlen. Ein „Dörfchen“ ist uns besonders positiv im Gedächtnis geblieben. Tivedstorp ein verlassener Ort aus dem 17. Jahrhundert, liebevoll und originalgetreu wieder aufgebaut, restauriert und für sanften Tourismus aufbereitet. Es gibt kleine Häuschen, Stugas und die Möglichkeit mit Fahrzeug oder Zelt auf der Wiese zu übernachten. Wir fühlen uns wie auf den Straßen von Bullerbü bei Astrid Lindgren, als wir in der Abendsonne umherschlendern und uns die verschiedenen Häuschen auf dem weitläufigen Gelände anschauen. Ganz ruhig und idyllisch – ideal um echtes Urlaubsgefühl zu bekommen und die Seele baumeln zu lassen. Von Tivedstorp aus kann man zahlreiche Wanderungen unternehmen, die meisten Besucher fahren allerdings fünf Kilometer weiter zum Eingang des Tiveden National Park. Wir fahren auch dorthin, uns ist es allerdings viel zu voll und so entschließen wir uns zu einer Tour um das Dorf herum mit anschließendem Seebesuch an einem der zahlreichen Seen in der Nähe.
Schweden ist für uns ein absolutes Traumland. Die Weite, die Seen, die unbeschreiblich schöne Natur und vor allem die freundlichen und entspannten Menschen sind einmalig. Nur in Schweden ist es uns passiert, dass wir eine Frau in der Nähe von Arvika treffen, die in einem Umkreis von circa 15 Kilometern an öffentlichen Infotafeln eine detaillierte Wegbeschreibung zu „ihrem See“ aufhängt mit der Überschrift „free camping“. Wir sind natürlich neugierig und fahren zum beschriebenen Platz. Wir treffen die Dame und sprechen sie auf die Aushänge an: sie findet, dass sie an einem so schönen Fleckchen Erde lebt, dass sie diesen Ort gerne mit anderen Menschen teilen möchte bzw. sie auch daran teilhaben lassen möchte. Man sieht ihr an, dass sie sich einfach von Herzen freut wenn jemand den Weg zu ihr findet und mit ihrem Boot über den wunderschönen See im Sonnenuntergang paddelt und in diesem Moment tiefes Glück empfindet.
Infos Straßenverkehr Europa – Reise-Checkliste:
Wir waren sicherlich nicht das letzte Mal in Schweden, es gibt noch viel zu entdecken und vor allem haben wir die Größe des Landes vollkommen unterschätzt. Wir schaffen es dieses Mal nur bis auf Höhe von Falun nördlich von Stockholm. Das nächste Mal werden wir weiter auf Entdeckungstour im Norden gehen, es gibt noch viel zu erleben in Schweden. Für jeden.
Hilfreiche Links:
Camping Nybostrand: www.trelleborgsmissionsforsamling.se
Torne Campingplatz: www.tornecamping.com
Tivedstorp: www.tivedstorp.se
Das ist ja mal ein richtig schöner Reisebericht. Der macht direkt Lust aufzubrechen nach Schweden!!!
Ganz liebe Grüße,
Marion
Toller bericht mfg ha.s
Wo liegt denn dieser See in der Nähe von Arvika wo die Frau das Schild „free camping“ aufgehangen hat? Wir sind in der Gegend unterwegs im Sommer und könnten ihr ja nen Besuch abstatten.
Hallo Thomas! Wie Du in unseren anderen Reiseberichten nachlesen kannst haben wir unsere Wildcamping-Spots auch (fast immer) mit google-maps verlinkt. Den genauen Standort von diesem Spot können wir Dir aber leider nicht mehr sagen, das haben wir einfach verpasst zu notieren. Es ist auf jeden Fall im Glaskogen Naturreservat am Övre Gla und sie hatte es an alle Infotafeln in der Umgebung gehängt. Wenn ihr also in der Gegend seid haltet die Augen offen 😉 Eine tolle Zeit in Schweden für euch! Schöne Grüße Susi von bau-ich-mir-selbst.de